From politics to practice
Im September 2015 wurden die globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen verabschiedet. Neben Politik und Zivilgesellschaft ist bei deren Umsetzung auch die Industrie gefragt.
Unter der Überschrift „From Politics to Practice – Europäische Nachhaltigkeitspolitik, Chemie3 und die Umsetzung der Agenda 2030 (SDGs)“ diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 6. Dezember 2017 im Europäischen Parlament in Brüssel, wie Beiträge der Chemie und politische Rahmenbedingungen aussehen könnten. Eingeladen hatte Chemie3 gemeinsam mit den SPD-Europaabgeordneten Arne Lietz und Martina Werner.
In ihrer Begrüßung lobte Martina Werner das Engagement der Initiative und deren „Konstruktion“ als Allianz aus Sozialpartnern und Wirtschaftsverband. In dieser Konstellation das Thema Nachhaltigkeit gemeinsam in der Branche zu verankern, habe in Europa Vorbildfunktion, so Werner.
Die Allianzpartner von Chemie³, Utz Tillmann, VCI-Hauptgeschäftsführer, Gertraud Lauber, IGBCE, und Andreas Ogrinz, BAVC-Geschäftsführer, stellten in ihren Grußworten die Initiative kurz vor und betonten, dass das Ziel von Chemie³ von Anfang an gewesen sei, alle Ebenen im Unternehmen – Management und Mitarbeiter – einzubinden. Nur so werde Nachhaltigkeit im Unternehmen lebbar. Sie merkten an, dass viel über Nachhaltigkeit geredet würde, es dabei aber häufig an Konkretem fehle. Mit den 40 Fortschrittsindikatoren der Initiative mache Chemie3 Nachhaltigkeit aber messbar – und damit greifbar.
In der anschließenden Diskussionsrunde standen die globalen Nachhaltigkeitsziele, die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs), im Mittelpunkt. Was die Branche zur Erreichung der SDGs schon leiste und was sich durch die SDGs in den Unternehmen ändern müsse, wollte Moderatorin Monika Hoegen von den Diskussionsteilnehmern wissen.
Björn Hansen, Referatsleiter Sustainable Chemicals in der Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission, betonte, dass die Ziele nur erreicht werden könnten, wenn Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Industrie bestehen blieben. Die EU-Kommission müsse darauf achten, diese in Europa auch zu erhalten. Arne Lietz führte an, dass mit den SDGs nun das Momentum da sei, die schon bestehenden Beiträge der Chemie zu einer nachhaltigen Entwicklung in den Vordergrund zu rücken. Bisher sei die Außendarstellung noch etwas schüchtern, so Lietz. Aufgabe der Politik sei es dann, Unternehmen zu stärken, die ein Profil zeigen für Nachhaltigkeit, und Modelle zu finden, die Vorbild sein können für ganz Europa.
Thorsten Pinkepank, Chemie³-Vertreter und Director Sustainability Relations bei der BASF, betonte, dass ohne Lösungen aus der Wirtschaft die Ziele nicht umgesetzt werden könnten. Nachhaltigkeit heiße nicht, die drei Dimensionen Umwelt, Soziales und Wirtschaft für sich zu betrachten, sondern die Schnittmenge aller drei Dimensionen in den Blick zu nehmen. Das Verständnis müsse wachsen, dass Nachhaltigkeit wirtschaftlichen Erfolg nicht ausschließe, sondern – im Gegenteil – diesen in Zukunft weiter möglich mache. Eine Richtschnur seien hier die SDGs. Diese in die Unternehmensstrategie zu integrieren, sei die Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg.
Martin von Broock, Vorstandsvorsitzender des Wittenberg-Zentrums für Globale Ethik, beantwortete die Frage aus ethischer Sicht. Mit der Einigung auf die 17 Nachhaltigkeitsziele habe man die Grundfrage der Ethik – Was ist wichtig? – beantwortet. Bei der Umsetzung gehe es nun darum, Konflikte anzusprechen. Den Unternehmen riet er, sich als Branche zu verständigen, wie man kritische Themen angehen wolle und dafür Prozesse zu entwickeln. Dabei seien Kompromisse wichtig. Wie so ein Prozess aussehen könne, zeige Chemie3.
Impressionen von der Veranstaltung
Martina Werner, MdEP
über Chemie3 und mögliche Impulse aus der Veranstatung.
Arne Lietz, MdEP
über die Rolle von Politik und Wirtschaft bei der nachhaltigen Entwicklung.