RUND 400 STANDORTE – EIN STANDARD

Datum: 23. Juni 2015

Wie die BASF es schafft, ihr Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) unter verschiedenen Standortbedingungen umzusetzen.

Wie die BASF es schafft, ihr Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) unter verschiedenen Standortbedingungen umzusetzen.

1866: In der nur ein Jahr zuvor gegründeten „Badischen Anilin- & Soda-Fabrik“ wird der erste Werksarzt eingestellt. Der spätere Weltkonzern BASF ebnet damit den Weg zu einer Gesundheitsfürsorge für die Belegschaft, noch bevor Bismarck seine Sozialgesetzgebung einführte. 2015: Das ganzheitliche Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) der BASF Gruppe bietet an den weltweiten Standorten ein breites Spektrum an medizinischen Dienstleistungen. Der Sprung durch die Jahrhunderte zeigt: Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz werden bei BASF von der ersten Stunde an groß geschrieben.

Ganzheitliches Gesundheitsmanagement

Die medizinischen Leistungen selbst haben sich im Laufe der Zeit jedoch ebenso verändert wie die Arbeitsbedingungen. „Die Arbeitsplätze sind heute sicherer und sauberer, was weniger Unfälle und direkt arbeitsbedingte Erkrankungen zur Folge hat“, erklärt Prof. Dr. med. Stefan Lang, Chief Medical Officer der BASF. „Dafür sehen wir uns zunehmend mit verhaltensbedingten Erkrankungen konfrontiert. Außerdem müssen wir uns im Hinblick auf den Fachkräftebedarf aktiv den Herausforderungen des demografischen Wandels stellen.“ Seit zwei Jahrzehnten sinkt in Deutschland die Zahl der Beschäftigten im Alter unter 40 Jahren bei gleichzeitig ansteigender Zahl von Erwerbstätigen, die 40 Jahre und älter sind. Dieser Trend zeigt sich auch in der Chemiebranche. Maßnahmen zum langfristigen Erhalt der Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit kommen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gleichermaßen zugute.

„Wir haben ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement etabliert, das viele unterschiedliche Bereiche bündelt und damit als zentrale Anlaufstelle für Gesundheitsfragen im Unternehmen fungiert. Das reicht von medizinischer Vorsorge, Drogenberatung, Themen wie Arbeitsfähigkeit und Wiedereingliederung bis hin zu Ernährungs- und Bewegungsprogrammen“, betont Stefan Lang. Ziel ist, arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren frühzeitig zu erkennen und die betriebliche Gesundheitsförderung darauf auszurichten. „Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist dabei das Zusammenspiel aller relevanten Abteilungen wie Personalbereich oder Arbeitssicherheit und dem Betriebsrat.“

Das weltweite Gesundheitsförderungsprogramm Health Promotion Program (HPP) umfasst einen regelmäßigen Gesundheitscheck für Mitarbeiter, eine jährliche Gesundheitsaktion zu wechselnden Präventionsthemen sowie lokale Gesundheitsangebote. All dies am Hauptstandort der BASF in Ludwigshafen umzusetzen, ist die eine Herausforderung – daraus ein einheitliches BGM für die rund 400 Standorte rund um den Globus zu machen, eine ganz andere. „Wir haben es hier mit unterschiedlichen Unternehmensgrößen und lokalen Besonderheiten zu tun. Daher haben wir allgemeine Standards zu Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz in einer unternehmensweit verbindlichen Direktive formuliert.“

Sichere Versorgung auch an kleinen Standorten

Um länder- und standortspezifische Unterschiede zu berücksichtigen, braucht es einen intensiven Austausch. Der geschieht innerhalb eines schlanken Netzwerks von rund 20 festangestellten Ärzten, die in verschiedenen Regionen und Ländern die dortige medizinische Arbeit koordinieren. 

„Doch längst nicht jede Gesellschaft im Konzern kann einen eigenen Arzt beschäftigen, geschweige denn eine ganze arbeitsmedizinische Abteilung unterhalten“, erklärt Dr. med. Stefan Webendörfer, Vice President Diagnostik, Gesundheitsförderung und Kommunikation. Um dennoch die Direktive auch in den kleineren Standorten einhalten zu können, war eine praktikable Lösung gefragt: „Die Versorgung stellen wir dadurch sicher, dass wir Ärzte und medizinische Dienstleister vor Ort unter Vertrag nehmen und in unser Netzwerk integrieren.“ Als medizinische Partner werden sie in die BASF-Standards eingewiesen und die betreuten Standorte in regelmäßigen Audits überprüft. Damit alle Gesundheitsexperten auf dem aktuellen Stand bleiben können, wurde speziell für sie ein geschützter Mitgliederbereich auf der Unternehmens-Website eingerichtet. 

„All dies ist nur realisierbar, wenn sich die Standards flexibel umsetzen lassen. Unsere weltweiten Gesundheitsaktionen zum Beispiel müssen wir so angelegen, dass man sie je nach Betriebsgröße und regionalen Anforderungen individuell gestalten kann“, so Webendörfer. Im Aktionsjahr 2015 „Gesunde Ernährung“ reicht das Spektrum von speziellen Angeboten in den Kantinen bis hin zu aufwändigeren medizinischen Checks. 

Betriebliches Gesundheitsmanagement – ein gemeinsames Anliegen der Sozialpartner

„Die Arbeitnehmervertretungen messen dem betrieblichen Gesundheitsmanagement einen hohen Stellenwert bei“, so Robert Oswald, Konzernbetriebsratsvorsitzender und Vorsitzender des Betriebsrats der BASF SE. „Von den professionellen und vielfältigen arbeitsmedizinischen Angeboten profitieren Mitarbeiter und Unternehmen gleichermaßen: Gerade in Zeiten des demografischen Wandels sind dies wichtige und lohnende Investitionen in die Gesundheit der Belegschaft.“

Ein konkretes Beispiel für den betrieblichen Alltag schildert Manfred Wüchner, Betriebsrat der BASF SE und Vorsitzender des Ausschusses „Arbeits- und Gesundheitsschutz“: „Die Anforderungsorientierte Tätigkeitsanalyse (AorTa) ist ein Gesamtkonzept zur Erhöhung der Altersgerechtigkeit und Demografiefestigkeit von Betrieben. 

Im Mittelpunkt stehen die Handlungsfelder Ergonomie und Arbeitsorganisation.“ Durch Gruppendiskussionen mit Führungskräften und Beschäftigten werden alterskritische Anforderungen und Belastungen identifiziert und ein Maßnahmenkatalog erarbeitet, damit Beschäftigte einer möglichst breiten Altersspanne dort arbeiten können. „Unser Ziel ist es, die Anforderungsorientierte Tätigkeitsanalyse noch häufiger im Unternehmen anzuwenden“, so Wüchner abschließend.

Interne Kommunikation

Ein durchdachtes System zur medizinischen Versorgung bringt jedoch nur etwas, wenn die Angebote auch den Weg zu den Mitarbeitern finden. Daher spielt die Kommunikation eine entscheidende Rolle.

„Wir nutzen verschiedene Informationswege“, sagt Stefan Webendörfer. „Neben Auslagen an den Werkstoren und Informationen in der Mitarbeiterzeitung haben wir im Intranet ein globales Portal für Gesundheitsthemen etabliert. Sehr gute Erfahrungen haben wir auch mit personalisierten Anschreiben gemacht, etwa um Mitarbeiter gezielt zu Vorsorgeuntersuchungen einzuladen. So erreichen wir hervorragende Teilnahmequoten.“ Außerdem wirken die Führungskräfte sowie die speziell für das Thema Gesundheit geschulten Sicherheits- und Gesundheitsbeauftragten als Multiplikatoren im Unternehmen.

Unternehmensweiter Gesundheitsindex

Doch abgesehen von Teilnahmequoten: Wie misst man eigentlich den Erfolg eines BGM? „Da der Markt dafür kein geeignetes Verfahren hergab, haben wir eine eigene Berichtskennzahl etabliert, die zentrales Steuerungsinstrument für das Betriebliche Gesundheitsmanagement der BASF ist und zudem transparent die Anforderungen der Global Reporting InitiativeTM abbildet“, so Webendörfer. Der Health Performance Index (HPI) umfasst fünf Komponenten, die mit einer Gewichtung von je 20 Prozent einfließen: Berufskrankheiten, Medizinische Notfallplanung, Erste Hilfe, Arbeitsmedizinische Vorsorge und Gesundheitsförderung. Jeder Standort berichtet jährlich, inwieweit er die Bereiche abdeckt. „In Summe lässt sich dann ablesen, wo wir im gesamten Konzern in Sachen Health Performance stehen.“ Das System funktioniert: Mit einem HPI von 0,91 im Jahr 2014 konnte BASF das anspruchsvolle Ziel, den Wert von 0,9 jährlich zu übertreffen, erreichen. 

Dies ist ein Good-Practice-Beispiel zu Leitlinie 7:

Erfolgsfaktoren für den Beitrag zur Leitlinie

  • Eine verbindliche Direktive zu Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz schafft einheitliche Standards für sämtliche Unternehmensgesellschaften.
  • An kleineren Standorten lassen sich diese Standards auch mit einem medizinischen Netzwerk aus Vertragsärzten und Dienstleistern in der Region umsetzen. 
  • In die Aktivitäten rund um Betriebliches Gesundheitsmanagement sind alle relevanten Unternehmensbereiche wie Personal und Arbeitssicherheit sowie der Betriebsrat eingebunden.
  • Die Mitarbeiter werden über verschiedene Kommunikationswege informiert, damit die Angebote bei allen ankommen.

Über das Unternehmen

  • BASF beschäftigt in mehr als 80 Ländern insgesamt über 113.000 Mitarbeiter, fast die Hälfte davon in deutschen Standorten. 
  • BASF betreibt weltweit sechs Verbundstandorte sowie rund 380 weitere Produktionsstandorte.
  • Gegründet am 6. April 1865, feiert das Unternehmen 2015 sein 150-jähriges Bestehen.